BE MY BLUEPRINT
Installation
Metall, Laserschnitt, Kunststoff, Glasfaser,
Glasfaserspachtel, Industrielackierung
Größe: 370 x 60 x 70cm
2017
©
Luzia Lippert
In ihrer Arbeit "be my blueprint" verbindet
Luzia Lippert zwei Genres, die vordergründig scheinbar wenig miteinander zu tun
haben. Sie nimmt sich zum einen der sogenannten Airport-Art an, also der Kunst,
die an afrikanischen Flughäfen als authentische Volkskunst an Touristen verkauft
wird, zum anderen dem Ready Made. Auf eine Gruppe stilisierter Afrikaner_innen,
die ein Boot tragen, legt sie ein Surfbrett ab. Während sich die Farbe der
tragenden Figuren vom schwarzlackierten Metall ableiten, strahlt das Surfbrett
in makellosem Weiß. Mehrfach und aufwendig lackiert ist es die Kostbarkeit, die
durch den Raum getragen wird. Die Bedeutung ist überflüssig, denn sie stammt
einzig und allein aus der schweren Arbeit der tragenden Figuren. Der Kontrast
ist gewollt und unterstützt die vollkommen disproportionale Konstellation, von
viel zu kleinen Figuren, die ein viel zu großes Surfbrett schleppen müssen.
Dieser Kontrast formuliert gleichzeitig eine bildgewaltige Metapher auf die
Geschichte der Sklaverei, die auf der rücksichtslosen Ausbeutung menschlicher
Arbeitskraft aufbaute. Andererseits schwingt auch eine ironische Verballhornung
ethnographischen Kitsches mit, die die Dummheit kolonialistischer Klischees
entlarvt. Der Mythos vermeintlich authentischer afrikanischer Kunst, die hier
als Sockel für ein touristisches Statussymbol verwendet wird, wird dabei extrem
deutlich.
In Luzia Lipperts Arbeit prallen diese Themen in
düsterer Poesie gepaart mit einem knallharten Blick auf die Realität einer
postkolonialen Welt, ganz unvermittelt aufeinander. Gerade in der formalen
Härte und Strenge entfaltet die Arbeit ihre gesellschaftspolitische Sprengkraft.
Frank-Thorsten Moll
Direktor des IKOB - Museum für Zeitgenössische Kunst
Eupen, Belgien